Offenere Gesetze für Kinderwunschbehandlungen in Griechenland

Die Gesetzgebungen, was die Reproduktionsmedizin und den Kinderwunsch angeht, sind von Land zu Land sehr unterschiedlich. Dazu kommt, dass diese immer wieder überarbeitet werden und sich stetig weiterentwickeln. Diese Entwicklung ist positiv für Paare, die eine konkrete Kinderwunschbehandlung benötigen und oft gezwungen sind, dafür tausende Kilometer zu reisen.

In manchen Fällen ist dank dieser Veränderungen eine Behandlung im eigenen Land oder in der Nähe möglich. Es kommt hierbei immer auf die Behandlungsart und die Situation der Patientin an. In den meisten Ländern ist so mittlerweile eine IVF-Behandlung mit Samenspende möglich, aber in wenigen Ländern sind Behandlungen wie eine Eizellspende erlaubt.

Größere gesetzliche Veränderungen betreffen also meistens Behandlungen wie Eizellspende, IVF für Singles oder Leihmutterschaft, die in vielen Ländern entweder gar nicht oder unter sehr strikten Bedingungen angeboten werden.

Offenere Gesetze für Kinderwunschbehandlungen in Griechenland

Die griechische Gesetzgebung

Eine der letzten größeren Veränderungen, was die Gesetzgebung der Reproduktionsmedizin angeht, gab es in Griechenland. Ein Land, das schon lange eines der beliebtesten Kinderwunschländer für Patienten ist, die in ihrem Heimatland nur eine begrenzte Auswahl an Kinderwunschbehandlungen oder sehr hohe Preise vorfinden.

Die Kinderwunschkliniken in Griechenland gelten daher als bevorzugtes Ziel für Patienten aus nicht weit entfernten Ländern wie Deutschland, der Schweiz und vor allem England.
Diesen Sommer, genauer gesagt am 19. Juli, fand im Parlament die Entscheidung über den neuen Gesetzentwurf des Gesundheitsministeriums zur „Reform der medizinisch unterstützten Fortpflanzung“ statt. Seit 2002 gibt es bereits ein grundlegendes Gesetz zur Reproduktionsmedizin, das 2005 überarbeitet und seitdem aktualisiert wurde.

Eine Veränderung wie die dieses Jahres ist jedoch für viele Patienten ausschlaggebend, da nicht nur Behandlungsmöglichkeiten, sondern auch die Altersgrenze für Patientinnen erheblich verändert wurden.

Der griechische Premierminister Kyriakos Mitsotakis erklärte in seinem offiziellen Statement, dass „die assistierte Reproduktion eine offene Diskussion mit der gesamten Gesellschaft wert ist“. Umso mehr, als diese Herausforderung mit anderen wichtigen nationalen Zielen verbunden ist, wie dem Schutz der individuellen Rechte, der Modernisierung des täglichen Lebens und natürlich der Bewältigung des demographischen Problems“.

Griechenland war schon immer eines der Länder mit einer der fortschrittlichsten Gesetzgebungen, was Kinderwunschbehandlungen betrifft, aber mit dieser bedeutenden Veränderung sind ab sofort nicht nur die anonyme, sondern auch die offene Eizellspende erlaubt. Ein weiterer sehr wichtiger Punkt für viele Patientinnen.

Griechenland hat somit eine der offensten Gesetzgebungen Europas, was Kinderwunschbehandlungen angeht. Es ermöglicht jetzt vielen Paaren, die zuvor sehr weit reisen mussten, eine für sie passende Kinderwunschbehandlung mit weniger Reisekosten durchzuführen.

Aber was sind die größten Unterschiede zu anderen Kinderwunschzielen?

Offene und anonyme Eizellspende

In den meisten Ländern, in denen Eizellspende erlaubt ist, beschränkt sich diese auf eine anonyme Spende. Anonym bedeutet meistens, dass die Patienten und ihr Partner über ihre Eizellspenderin höchstens das Alter und die Blutgruppe erfahren können, aber niemals etwas persönlich, das ihre Identität verraten könnte. Die Anonymität gilt auch für die Spenderin, so wird sie nie erfahren, ob durch ihre gespendeten Eizellen eine Schwangerschaft entstanden ist und welche Patientin diese Eizellen erhalten hat.

In Griechenland hingegen ist es seit der neuen Gesetzgebung möglich, eine offene Spende zu wählen und mehr über die Spenderin zu erfahren. Ob die Spende offen ist oder nicht, entscheiden beide Seiten, die Eizellspenderin und die Patientin oder das Paar, das die Eizellen erhält.

Entscheiden sich die Spenderin und das Paar für eine offene Spende, kann das Kind nach dem 18. Lebensjahr persönliche Informationen über die Eizellspenderin erhalten. Bei einer anonymen Eizellspende wird die Identität der Spenderin und der Patienten, wie in anderen Ländern auch, nicht preisgegeben und das Kind kann auch nach dem 18. Lebensjahr keine Informationen über die Spenderin erhalten.

Eizellspende für Frauenpaare und Singles

Oft haben Singles und Frauenpaare nur wenige Behandlungsmöglichkeiten. So kann eine Patientin, die Single ist, in den meisten Ländern nur auf eine IVF mit Samenspende zurückgreifen. Im Fall eines Frauenpaares, kann dieses in den besten Fällen entweder eine IVF-Behandlung oder die ROPA-Methode wählen. Aber für alleinstehende Frauen und Frauenpaare, die an Unfruchtbarkeit leiden, gibt es nur wenige Kinderwunschbehandlungen. In Griechenland können sie aber auch andere Behandlungen, wie eine Eizellspende, wählen.

Leihmutterschaft ist erlaubt

Beim Thema Leihmutterschaft denken die meisten an: USA, Russland, die Ukraine, Indien oder Südafrika. Aber es ist nicht nötig, so weit zu fahren und vor allem in Länder, in denen es oft komplizierter und teurer ist, in der eigenen Sprache behandelt zu werden. Auch in Griechenland ist eine Leihmutterschaft möglich und nicht nur wegen der Reisekosten allein, schon viel günstiger als in Ländern wie den USA.

Nach dem griechischen Gesetz kann sich eine Verwandte, Freundin oder sogar eine Fremde freiwillig für den Transfer eines Embryos, der zuvor in vitro mit den Gameten des Paares erzeugt wurde, entscheiden.

Ein wichtiger Punkt bei jeder Behandlung mit Partner

Das griechische Recht sieht vor, dass Personen, die sich einer künstlichen Befruchtung unterziehen, dies gemeinsam beschließen, schriftlich ihren Willen erklären und diesen vor Beginn der entsprechenden Behandlung vorlegen. So wird zu diesem Zeitpunkt auch festgelegt, was nach Transfer mit den verbleibenden Embryonen passiert.

Paare müssen nicht verheiratet sein

Wie bereits erwähnt, ist Griechenland eines der wenigen Länder, die bei Kinderwunschbehandlungen zwischen verheirateten Paaren, unverheirateten Paare und Singles keinen Unterschied machen.

Behandlungen für Patientinnen über 50 Jahren

Eine weitere wichtige Veränderung, die Griechenland von anderen Kinderwunschländern unterscheidet, ist die Erhöhung der Altersgrenze für Frauen, die diese Behandlungen durchführen möchten, von 50 auf 54 Jahre. Diese Verschiebung der Altersgrenze wird den Patientinnen helfen, die aufgrund ihres Alters bis jetzt außerhalb Europas reisen mussten und von vielen Kinderwunschkliniken abgelehnt wurden.

Was das Alter des männlichen Partners angeht, gibt es keine Altersgrenze

Warum wurden die Gesetze in Griechenland verändert?

Diese Veränderung der Gesetzgebung kommt zwar vielen internationalen Patienten zugute, hat aber natürlich auch andere Gründe.

Es ist eine ernstzunehmende Maßnahme der Politik des Landes, um auf die sinkende Bevölkerungszahl zu reagieren. Schon 2020 wurden viele Studien veröffentlicht, die beweisen, dass die griechische Bevölkerungszahl von Jahr zu Jahr sinkt. So schrieb der Guardian 2020, dass 2050 36% der griechischen Bevölkerung über 65 Jahre alt sein werden. Schockierende Daten, die immer schlechter werden und momentan die Politik mehr denn je zum Grübeln bringen.

Die Zeitung Ekatherimi.com schreibt im gleichen Jahr: ”Die Bevölkerung Griechenlands am 1. Januar 2021 wird auf 10.678.632 Personen geschätzt, die sich aus 5.196.048 Männern (48,7%) und 5.482.584 Frauen (51,3%) zusammensetzen, was einem Rückgang von 0,37% im Vergleich zur Bevölkerung am 1. Januar 2020 entspricht, die 10.718.565 Personen betrug. Laut ELSTAT resultiert dies aus dem „natürlichen Bevölkerungsrückgang“, der sich auf 45.902 Personen beläuft (84.767 Geburten gegenüber 130.669 Sterbefällen von Einwohnern des griechischen Staatsgebiets) und dem Wanderungssaldo, der auf 6.384 Personen geschätzt wird.”

Diese höchst beunruhigenden Daten sind auf eine sich verändernde Gesellschaft und die schwierige wirtschaftliche Lage der letzten Jahre zurückzuführen.

Die führenden Politiker erhoffen sich jetzt, mit einer offeneren Gesetzgebung was reproduktionsmedizinische Behandlungen angeht, diesem Problem Stück für Stück entgegenzukommen.

Könnte so eine Veränderung der Gesetze auch in anderen Ländern passieren?

Das durchschnittliche Alter der Mütter steigt jedes Jahr an und ist in den meisten Ländern schon weit über 30. Das Problem ist aber nicht das Alter an sich, sondern die steigenden Fruchtbarkeitsprobleme, die dadurch auftreten.

Laut der WHO leiden momentan schätzungsweise 8-10% aller Paare an Unfruchtbarkeit. Alle Fälle sind unterschiedlich und somit kann auch nicht jedes Paar gleichbehandelt werden, manchmal reicht eine IVF, oft sind aber genaue genetische Tests und Samen- oder Eizellspenden nötig.

Daher ist es wichtig, so nah wie möglich die passenden Behandlungen finden zu können. Da die Gesamtkosten für Kinderwunschbehandlungen, die eine Anreise erfordern, oft ausschlaggebend, aber schwer einzuschätzen sind, haben wir hier einen hilfreichen Kostenrechner, der eine globale Übersicht verschaffen soll.

Es gibt bereits finanzielle Zuschüsse der Krankenkassen, die herkömmliche Kinderwunschbehandlungen wie IVF vereinfachen sollen. Bei vielen Paaren ist das aber leider nicht genug und sie müssen sich früher oder später einer Behandlung im Ausland stellen. Da diese aber sehr kostspielig sind und die globale wirtschaftliche Lage immer schlechter wird, kann nicht jede Patientin sich so eine Behandlung leisten.

Eine weitere große Veränderung, die bald eintreten und den deutschsprachigen Raum betreffen wird, ist, dass die Eizellspende in der Schweiz legal werden könnte.

Diese Veränderung wäre von großer Bedeutung, da bis jetzt Österreich das einzige deutschsprachige Land mit dieser Behandlungsmöglichkeit ist.

Der Schweizer Nationalrat hat im März 2022 eine entsprechende Motion angenommen, und im September hat dann der Ständerat zugestimmt.

Momentan muss der Schweizer Bundesrat eine gesetzliche Grundlage schaffen und die Rahmenbedingungen festlegen, damit Paare, bei denen die Ursache für die Unfruchtbarkeit von weiblichem Ursprung ist, Eizellspenden erhalten können.

Jedes Land wird also früher oder später Lösungen für das Problem der steigenden Unfruchtbarkeit und sinkenden Bevölkerungszahlen suchen müssen, damit die allgemeine Gesellschaft und Wirtschaft nicht darunter leiden. Das bedeutet auch eine langfristige Anpassung der reproduktiven Gesetze, wie die vor kurzem in Griechenland.

Die Reproduktionsmedizin und ihre Fortschritte sind daher wichtiger denn je und wir raten allen Patienten, sich stetig darüber zu informieren, wie die Gesetzeslage der Länder in ihrer Nähe aussehen wird. Ein gründlicher Vergleich der Kliniken ist daher immer die beste Option, hier erklären wir wie.

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